Wann ist ein Zitronenbaum winterhart?

In Deutschland nie – aber …

Für den Zitrusexperten ist die Frage, ob ein Zitronenbaum winterhart ist, ein Klassiker. Gestern fiel mir daher in einer Buchhandlung das „Lexikon der Gartenirrtümer“ von Michael Breckwoldt auf. Als Zitrusfan schaute ich gleich, ob im Inhaltsverzeichnis unter „Z“ mein Lieblingsthema auftaucht. Und siehe da, Herr Breckwoldt befasst sich tatsächlich mit winter- also frostharten Zitruspflanzen. Dabei verweist er auf den Zitrusexperten Bernhard Voss, der sich diesem Thema intensiv widmet.

Der Irrtum -so Breckwoldt- bestehe darin, dass keinesfalls alle Zitruspflanzen keinen Frost vertragen. Diese Aussage ist nicht neu, dennoch in dieser Deutlichkeit, wie von Herrn Breckwoldt vorgetragen interessant. Tatsächlich gibt es mit der dreiblättrigen Bitterorange, Poncirus trifoliata, eine sehr bekannte Art, die den Zitruspflanzen zugerechnet wird und bis zu -25° C verträgt. Da sie laubabwerfend ist und die Früchte ungenießbar sind, ist sie zumindest als Zierpflanze für Kenner interessant. Die Dreiblättrige Orange mit ihren Korkenzieher-Ästen ist ein echter Hingucker, den Sie auch in unserem Shop kaufen können. Als weitere winterharte Zitrone bietet Meine Orangerie die japanische Yuzu (Citrus juno) an.

Interessant sind viele Kreuzungen mit Poncirus, die zu einer Verbesserung der Frostresistenz führen. Dazu erfährt man auf der WebSite von Bernhard Voss einige interessante Dinge. Neben den Poncirus-Arten beschäftigt sich Voss auch mit Ichang-Zitrone oder Ichang-Papeda (Citrus ichangensis), die mit einer Frostverträglich bis zu -15°C die kälteempfindlichste immergrüne Zitrusart ist. Auch sie wird wie Poncirus als Veredelungsunterlage sowie für Kreuzungen eingesetzt. Sie hat aber wie Poncirus weniger schmackhafte Früchte.

Kreuzungen zwischen Poncirus und den klassischen Zitrusarten haben so wohlklingende Namen wie Citrangen, Citromelos, Citrandarins oder Citremons. Sie schaffen eine Frostresistenz bis zu -12°C, allerdings sind die Früchte trotz äußerlicher Ähnlichkeit zu den Kultursorten wegen des Bitteröls von Poncirus ungenießbar. Ist der Zitronenbaum winterhart, muss also auch bei diesen Pflanzen verneint werden.

Die direkte Kreuzung zwischen Poncirus und Citrus scheint also kein zufriedenstellendes Ergebnis zu bringen. Nun habe ich aber auf der Seite von Agrumi Voss eine interessante Entdeckung gemacht. Voss führt aus, dass eine Rückkreuzung der Poncirus-F1-Hybriden auf die Kultursorten zu frostverträglichen Pflanzen mit wohlschmeckenden Früchten führt. Da es sich dabei um die „Second Generation Citrange“ handelt, werden diese Sorten etwas holprig auch als Segentrange bezeichnet. Ist dieser „Zitronenbaum winterhart“?

Unter den Segentrangen soll Curafora Segentrange Mandarinen ersetzen und Hybrid 119 Segentrange und Thomasville Citrangequat Orangen, um nur die wichtigsten zu nennen. Die Früchte seien genießbar und schmackhaft, so Voss, allerdings reicht die Frosthärte „nur“ bis -12°C.

Als Ersatz für Zitronen wird auch die Ichang-Zitrone diskutiert, die frosthart bis ebenfalls -12°C ist. Bekannt und auch beliebt ist weiter die Satsuma, die es auf immerhin -8°C schafft. Schon wesentlich exotischer ist die aus Japan stammende Yuzu oder Citrus Juno, die auch -12°C verträgt und die sie auch in unserem Shop kaufen können.

Fazit ist also, dass die Baumschulen sehr kreative Lösungen in der Zitruszüchtung gefunden haben, die eine gewisse Abmilderung des Winterhärte-Problems bei Zitruspflanzen zu erreichen. Doch sind diese Lösungen gut für die klimatischen Bedingungen in Florida und Kalifornien geeignet, wo sie auch entstanden sind. Sie reichen aber ganz offensichtlich nicht für Mitteleuropa, wo wir gerade in den letzten Jahren Fröste um die -20°C erlebt haben.

Zitrusfreunde sollten sich also weiterhin damit beschäftigen, ihre Pflanzen gut und sicher zu überwintern, da es noch ein wenig dauern wird, bis in Deutschland ein Zitronenbaum winterhart ist.

Autor: Dr. Dominik Große Holtforth