Das Internet der Pflanzen – grün und digital

Ast eines Olivenbaums voller reifer Früchte.

Das Internet der Pflanzen ist eine Vision, die schon bald Wirklichkeit werden kann und die die fantastischen Eigenschaften von Pflanzen mit dem Potenzial des Internet verbindet. Das Internet der Pflanzen kann einen wichtigen Beitrag zur Sicherstellung der Ernährung aller Menschen und zur Versöhnung des Menschen mit der Natur leisten. In diesem Beitrag finden Sie Hintergründe und Perspektiven der einzigartigen Vision des Internet der Pflanzen.

Internet der Pflanzen
Das Internet der Pflanzen unterstützt die Pflege und Kultur der Pflanzen und lässt uns Pflanzen besser verstehen.

Mit dem Internet sind immer Menschen verbunden und können jederzeit auf nahezu alle Informationen der Welt zugreifen. Cloud Computing führt dazu, dass jeder Nutzer des Internet auf die Kapazitäten von Superrechnern zugreifen kann und mobile Endgeräte erweitern der Kontext der Internetnutzung um ein Vielfaches. Aber all ist das ist erst der Anfang: In einer nächsten Entwicklungsstufe des Internet werden immer Geräte und Maschinen vernetzt und damit das Potenzial der Informationsverarbeitung und -nutzung weiter gesteigert.

Ein Radiobeitrag über „Das Internet der Tiere“ machte mir sehr schnell klar, dass die Digitalisierung keineswegs nur tote Maschinen und Apparate umfassen wird. Tatsächlich zeichnet sich das Internet der Pflanzen jetzt schon ab und viele spannende Ideen zeigen, welche Potenziale sich mit dem Internet der Pflanzen ergeben. Doch zunächst ist die Frage zu klären, welchen Nutzen ein Internet der Pflanzen haben könnte.

Das Internet bietet Zugang zu Informationen und ermöglicht es, Daten und Informationen in einer Weise zu bündeln, zu nutzen und mit Daten Prozesse zu steuern wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Pflanzen sind Lebewesen, die die wichtigste Grundlage für das entwickelte Leben auf der Erde bilden. Erst die Photosynthese, die Sauerstoff und Energie liefert, ließ höher entwickelte Lebewesen auf der Erde entstehen. Das Internet der Pflanzen kann das Verständnis für Pflanzen und den Erhalt, den Anbau und die Zucht von Pflanzen maßgeblich unterstützten. Es kann helfen, dass wir Menschen das Leben mit Pflanzen wieder neu erlernen und damit die Entfremdung von unserer eigenen Ökologie überwinden.

Das Internet der Pflanzen – alles Pflanzenwissen der Welt online

Das Internet der Pflanzen ist keineswegs Science Fiction, es ist bereits Realität. Es hat damit begonnen, dass Nutzer vielfältige und reichhaltige Informationen über Pflanzen im Internet veröffentlicht haben. Man findet Pflanzen-Steckbriefe, unzählige Pflanzenfotos und Themenseiten, die sich einzelnen Arten oder Gattungen widmen. Sie möchten sich über Orchideen informieren? Hier gibt es alle Informationen. Sie interessieren sich für Mammutbäume, dann gibt es auch dazu einen umfassenden Beitrag auf Wikipedia. Sie wollen die faszinierende Welt der Zitruspflanzen erforschen? Dann sind Sie bei Meine Orangerie schon auf der richtigen Seite.

Doch das Internet der Pflanzen in seiner aktuellen Entwicklungsphase beschränkt sich nicht nur auf allgemeine Informationen über Pflanzen. Noch viel wichtiger ist mittlerweile der Austausch über Pflanzen, über Pflegeprobleme aber auch -erfolge. Auf Seiten wie Meine Orangerie melden sich tägliche zigtausende Nutzer und Pflanzenfreunde mit ihren Erfahrungen, mit ihren Pflanzenfreuden, aber auch Pflanzenleiden. Und sie finden immer andere Nutzer, die bereitwillig ihr Wissen und weitergeben und auf diese Weise zur Entwicklung von vielen Pflanzencommunities, allgemeinen, aber auch spezialisierten beitragen. Bei Meine Orangerie z.B. finden Nutzer ein stetig wachsende Zahl von Fragen und Antworten rund um die Pflege von Zitruspflanzen und anderen mediterranen Pflanzen. Pflanzenfotos, die gepostet oder gemailt werden, helfen dem Team von Meine Orangerie, die Pflanzen individuell zu betreuen und den Pflegeerfolg deutlich zu erhöhen.

Das Internet der Pflanzen – der digitale Beitrag zum Erhalt von Pflanzen und ihren Lebensräumen

Zum Internet der Pflanzen gehört aber auch, dass natürlich wachsende Pflanzen zugänglich sind und vor allem die Bedrohung von Lebensräumen stärker in den Fokus geraten kann. Viele Naturschutzorganisationen wie etwa Greenpeace bieten Informationen über bedrohte Pflanzen und die Zerstörung von Lebensräumen und mobilisieren ihre Nutzer, wenn wieder einmal das Interesse einzelner Industrien oder Unternehmen einzigartige Lebensräume bedrohen oder gar zerstören. Transparenz, Offenheit, Teilhabe an gesellschaftlichen Diskursen, alles wichtige Aspekte des offenen Internet, ermöglichen es, den Schutz der natürlichen Umwelt, der Lebensräume natürlicher Pflanzen und Tiere zu intensivieren und somit unsere Lebensgrundlagen besser zu schützen.

Das Internet der Pflanzen – Pflanzen digital vernetzen

Doch die reine Information und Kommunikation über Pflanzenthemen und den Schutz der Lebensräume sowie bedrohter Pflanzen ist erst der Anfang. Die große Vision des Internet der Dinge führt unweigerlich auch zur Vernetzung von Pflanzen, zur Anbindung von Pflanzen an das Netz. Dabei ist natürlich zunächst die Frage zu klären, mit welcher Schnittstelle Pflanzen als natürliche, aber weitgehend Immobilie Lebewesen ohne zentrales Nervensystem und Motorik an das Netz angeschlossen werden können. Nun, die Vernetzung mit Pflanzen kann zunächst indirekt erfolgen, indem Sensoren Daten über den Pflanzenstandort liefern und weitere Sensoren und Messinstrumente Parameter der Pflanzenentwicklung aufzeichnen und übertragen.

Die wichtigsten Standortfaktoren von Pflanzen sind Licht, Wärme und Feuchtigkeit von Luft und Erde, Grundvoraussetzungen für pflanzliches Leben. Die Nährstoffversorgung über die Erde oder der pH-Wert sind weitere Parameter, die für das Wohlergehen der Pflanze entscheidend sind. Ein Großteil dieser Faktoren kann bereits mit Hilfe von Pflanzensensoren –hier ein guter Überblick über die derzeit erhältlichen Sensoren– gemessen und somit die Entwicklung der Pflanze überwacht werden. Auch wenn die Technologie noch nicht ausgereift ist, ist doch der Weg zum „Smart Garden“ vorgezeichnet.

Die Funktionsweise der derzeit erhältlichen Pflanzensensoren ist schnell erklärt: ein Sensor misst die Entwicklung der wesentlichen Standortfaktoren wie Licht oder Feuchtigkeit und überträgt die Daten an ein mobiles Endgerät, mit dessen Hilfe und Interpretation die Gärtner die Pflege der Pflanzen verbessern können. Es wird sicher noch eine Weile dauern, bis die Technologie ausgereift ist und die Geräte zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden. Jedoch dürfte das Grundprinzip ein wichtiger Baustein zur Entstehung des Internet der Pflanzen beitragen.

Während die gängigen Pflanzensensoren mit den Standortfaktoren gewissermaßen nur den Input des Pflanzenwachstums messen und digital zugänglich machen, kann man Messtechnik wie etwa digitale Waagen das Pflanzenwachstum messen und diese Daten für die Steuerung der Kultur zur Verfügung stellen. Auch können diese Daten zur Automatisierung von Pflegevorgängen -wie etwa bei Düngecomputern- genutzt werden, um auf diese Weise die Pflege-, Wasser- und Düngegabe effizienter und damit ressourcenschonender zu gestalten. Pflanzenkulturtische mit integrierter Biegefunktion können mit einfachen Algorithmen über die Gewichtsentwicklung Daten über das Pflanzenwachstum zur Verfügung stellen.

Die Technologien für Gartenbau, Landwirtschaft und den privaten Einsatz befinden sich zwar noch im Anfangsstadium, jedoch lässt sich die grundlegende Funktionsweise des Internet der Pflanzen schon deutlich erkennen.

Das Internet der Pflanzen – Pflanzenintelligenz digital nutzen

Sind Pflanzen intelligente Wesen? Sicher nicht nach den Maßstäben des Menschen oder anderer, höher entwickelter Tiere. Dennoch sind Pflanzen als über Jahrmillionen an ihre Lebensräume angepasste Lebewesen in der Lage, auf Veränderungen  ihrer Umgebungen zu reagieren und sich somit zu schützen oder zu verteidigen. Die Reaktionen von Pflanzen lassen sich messen und die Ergebnisse der Messungen lassen sich nutzen, um auch für den Menschen relevante Daten der Veränderung oder Belastung der Umwelt zu erfassen. Pflanzen sind perfekte Umweltsensoren, so der Ansatz von Andrea Vitaletti, der mit seinem Forschungsprojekt PLEASED -Plants Employed As Sensing Devices- in Italien an der nützlichen Digitalisierung von Pflanzen arbeitet. Pflanzen, die mit Sensoren an Netzwerke angeschlossen sind, sollen Umweltdaten zur Überwachung schädlicher oder auch nützlicher Umwelteinflüsse liefern und somit helfen, die Qualität der Umwelt zu verbessern.

Werden nun alle Pflanzen vernetzt? Sicher nicht, im Gegenteil: das Internet der Pflanzen macht nur Sinn, wenn wir Pflanzen besser verstehen lernen, sie besser und effizienter anbauen und nutzen und somit die natürlichen Lebensgrundlagen besser schonen können. Vielleicht hilft eines Tages das Internet der Pflanzen auch dabei, mit Hilfe von Climate Farming und Geo-Engineering den Klimawandel als größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts zu bewältigen.