Der Orangenbaum – der Wunderschöne!

… im dunklen Laub die Goldorangen blühen … (Goethe)

Herkunft und Name der Orangenbäume

Der Orangenbaum ist für viele die schönste Zitruspflanze. Herrlich weiße Blüten entfalten im Frühjahr und Spätsommer ihren unvergleichlichen Duft, dann folgen glänzend grüne kleine Orangen, die dann zu den berühmten goldenen Äpfeln, Orangen oder Apfelsinen, heranreifen. Das Ganze spielt sich vor elegant grünem Laub mit lanzettförmigen Blättern ab, in einer wunderbar geformten Krone dieser herrlichen Kübelpflanze. Kein Wunder, dass Ludwig der XIV. von Frankreich, August der Starke von Sachsen und viele andere Fürsten diesen Pflanzen wahre Paläste widmeten, die berühmten Orangerien, die in vielen mitteleuropäischen Parks und Schlossanlagen heute noch Glanzpunkte bilden.

Der Orangenbaum ist aber auch „weitgereist“. Schon im botanischen Namen Citrus sinensis erschließt sich die ursprüngliche Herkunft. Der Citrus sinensis, also der chinesische Citrus, kam aus Südostchina zunächst nach Arabien und dann nach Südeuropa. Als Apfelsine kamen die Citrus sinensis eher über Nordeuropa nach Deutschland. So sind die beiden deutschen Bezeichnungen „Apfelsinen“ und „Orangen“ Ergebnis eines unterschiedlichen Verbreitungswegs der exotischen Pflanzen.

Orangen
Orangenbaum (Foto: Birgit Wippermann)

Auch im deutschen Begriff Apfelsine sind die chinesischen Ursprünge der Pflanze erkennbar. „Apfel“ „sine“ ist der chinesische Apfel! Diese Bezeichnung setzte sich im Norden Europas, in Deutschland und den Niederlanden durch. Dagegen etablierte sich im Süden Europas die Bezeichnung „Orange“, die auf einen indischen Begriff „nagarunga“ aufgrund von Importen aus dem spanisch-arabischen Raum zurückgeht. Der Begriff stammt aus dem altindischem Sanskrits.

Orange im Blütenmeer (Foto: Sabine Schnell)
Orange im Blütenmeer (Foto: Sabine Schnell)

Im Mittelalter wurde der „Apfel aus China“ vor allen an Fürstenhöfen sehr beliebt, denn in den goldenen Apfelsinen wurden die goldenen Früchte der Hesperiden aus der griechischen Mythologie gesehen, die von Herakles (Herkules) gestohlen wurden und ihm ewige Jugend und Kraft verliehen.

Orangenblüte (Foto: Marcel Morel, Mallorca)

Es war das ideale Symbol für jeden Herrscher. Zunächst dominierten die Bitterorangen (Citrus aurantium) das Bild der fürstlichen Parks. Diese Pomeranze genannte Pflanze wurden im Winter durch Pomeranzenhäuser geschützt, die über die ausgepflanzten Bäume aufgestellt wurden. Erst in Barock und Rokoko entwickelten sich nach französischem Vorbild die heute noch bekannten Orangerien als eigenständiger Gebäudetyp (siehe Überwinterung).

Orangenanbau und Orangensorten

Orangenbäume gehören zu den wichtigsten Kulturpflanzen, die vor allem in Brasilien, den USA, Spanien, Mexiko und vielen anderen Ländern der Subtropen angebaut werden. Das Produktionsvolumen beläuft sich auf über 70 Mio. Tonnen und dürfte aufgrund des wachsenden Wohlstands in den Schwellenländern weiter zunehmen.

Aufgrund der kommerziellen Bedeutung des Orangenbaums entstammt auch die Sorteneinteilung Bedürfnissen des Handels. Üblicherweise werden drei Sorten-Gruppen unterschieden:

  • Blondorangen mit ihrer charakteristischen gelben bis dunkelorangenen Schale. Zu den Blondorangen gehört u.a. die bekannte Jaffa-Orange.
  • Navelorangen, die an ihrem Nabel zu erkennen sind. Der Nabel ist eine eingebettete Zweitfrucht.
  • Blutorangen mit wohlklingenden Namen wie „Moro“ oder „Sanguinelli“. Bei Blutorangen sind Schale und/oder Fruchtfleisch durch Anthocyaneinlagerungen rot gefärbt.

In diesen Gruppen gibt es eine Vielzahl von unterschiedlichen Orangen Sorten, die durch Mutation oder Züchtung entstanden sind. Die Mutationsfreudigkeit der Pflanzen macht die Bestimmung häufig recht schwer. Bekannte Orangensorten sind

  • Berna
  • Sanguinelli
  • Navelate
  • Navelina
  • Moro
  • Washington Navel
  • Tarocco

Apfelsinen sind nicht nur reich an Vitamin C, sondern auch an Carotin und B-Vitaminen. Orangen stärken die Abwehrkräfte und wirken gegen Frühjahrsmüdigkeit. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung von Orangen besteht eine große Arten- und Sortenvielfalt. Besonders reizvoll ist z.B. die Vollblut-Orange Citrus sanguinello, in Spanien wird die Blond-Orange Citrus sinensis „Valencia Late“ weit verbreitet angebaut.

Wuchs, Blüte und Überwinterung

Orangenbäume sind ausgesprochen attraktive Pflanzen. Sie wachsen zu kleinen Bäumen mit einem kompakten und gleichmäßigen Wuchs heran. Die Blätter sind lanzettartig und von dunklem Grün. Die weißen, duftenden Blüten wachsen einzeln, häufig aber in Gruppen.

Orangenblüte (Foto: Marcel Morel, Mallorca)
Orangenblüte (Foto: Marcel Morel, Mallorca)

Aus den Blüten werden erst kleine, dunkelgrün glänzende Orangen.

Kleine Orangen (Foto: Marcel Morel, Mallorca)
Kleine Apfelsinen (Foto: Marcel Morel, Mallorca)

Diese wachen später zu gold-orangenen, reifen Früchten heran.

Orangenbaum (Foto: Hans Dieter Cremer)
Orangenbaum (Foto: Hans Dieter Cremer)

Die Frostempfindlichkeit der Orangenbäume variiert über verschiedene Pflanzentypen. Die Pflanzen sind frostresistenter, wenn sie älter sind. Leichte Bodenfröste werden noch ausgehalten, solange die Pflanze geschützt steht, also nicht mitten in einer Talmulde. Junge Blätter und Blüten werden schon bei -1° C geschädigt, während ältere Blätter und auch die Früchte bei -2° C bis -4° C Schaden nehmen können. Schäden in Stamm und Ästen ergeben sich bei -10°C. Darunter liegende Temperaturen dürften die Pflanze vollständig absterben lassen.

Die ideale Überwinterung für die Orangen sollte also in jedem Fall frostfrei und mit Tageslicht beleuchtet sein. Ist das Winterquartier dunkel, müssen auch die Temperaturen gering sein. Bei helleren Quartieren müssen auch die Temperaturen höher sein, damit die Vegetationsprozesse in Wurzeln und Blättern im Gleichgewicht sind.

Literatur:

Klock, Peter/Klock, Monika/Klock, Thorsten: Das große Ulmer-Buch der Zitruspflanzen, Stuttgart 2007

Maier, Hans-Peter: Zitruspflanzen – Schritt für Schritt zum eigenen Zitrusparadies, München 2006

Page, Martin: Growing Citrus – How to grow citrus in containers, conservatories and the open garden, Portland, London 2008

Autor: Dr. Dominik Große Holtforth

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