01.10.2010 Deutschlands kultureller Reichtum ist wesentlich durch die vielen historischen Fürsten– und Königshöfe geprägt. Zu dieser Pracht gehörten im Barock auch unbedingt Orangerien zur Unterbringung der wertvollen und begehrten Orangenbäume. Orangen wurden verglichen mit den Goldenen Äpfeln der Hesperiden, die der antike Held Herkules nach der griechischen Mythologie als eine seiner zwölf Heldentaten gestohlen hatte.
Ein Herrscher, der diese Äpfel besaß und präsentieren konnte, konnte sich also unmittelbar mit Herkules vergleichen. Auch war der Besitz von Orangenbäumen ein Zeichen der Macht über die Natur und die Jahreszeiten: Im Gegensatz zu heimischen Obstbäumen blühen Orangenbäume und tragen zugleich Früchte. Zudem galten Orangenbäume als Zeichen von Glück.
Schon der französische Sonnenköning Ludwig XIV. hatte mit seiner „Blaupause“ der barock-absolutistischen Schlossanlage Versailles bei Paris auch der Orangeriekultur ein ewiges Denkmal gesetzt. Wie viele Fürsten hatte August der Starke von Sachsen nichts anderes im Sinne, Ludwig nachzueifern, wenn nicht sogar ihn bei der Anzahl der Orangenbäume zu übertrumpfen, die er sein eigen nennen durfte. Aus heutiger Sicht ein fragwürdiger Konkurrenzkampf, von dem das Volk damals nichts hatte. Das Volk heute aber profitiert vom gärtnerischen Vermächtnis der Orangerien und Orangerieparterres in Deutschland.
Neben der Ausstellung Pomeranzengold auf der Herreninsel im Chiemsee wartet nun mit der Ausstellung „Das Gold des Herkules“ eine zweite große Ausstellung zur Orangeriekultur in Deutschland mit vielen prachtvollen Exponaten auf. Der Ort der Ausstellung überrascht nicht: der Dresdner Hof des Sachsenkönigs August des Starken gilt als besonders herausragendes Beispiel barocker Prachtentfaltung in Deutschland. August, der „sächsische Herkules“ nutzte alle Mittel der barocken Pracht- und Herrschaftsentfaltung.
So unterlag August der Starke auch dem „Orangenfieber„, die Sammellust und -begierde, Orangenbäume am Hof präsentieren zu können. Über 4.000 Zitronen– und Orangenbäume besaß August der Starke insgesamt. Zur Unterbringung dieser Kostbarkeiten baute der König den Dresdner Zwinger, dessen ursprüngliche Bestimmung also die einer Orangerie war, die später mit vielen anderen repräsentatitven Nutzungen ergänzt wurde.
Die Ausstellung befindet sich in der Bogengalerie am Wallpavillon im Dresdner Zwinger, Eingang am Nymphenbad.
Sie ist vom 1. Oktober bis zum 31. März tägliche von 10:00 bis 17 Uhr geöffnet, am 24. und 31. Dezember jedoch geschlossen.
Autor: Dr. Dominik Große Holtforth