In „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ verkörpert die Mignon die Sehnsucht nach Italien, die in dem Lied „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühn“ ihren Ausdruck findet. Da es aus meiner Sicht einer der schönsten Zitrus-Texte überhaupt ist, soll er auch in der Orangerie seinen Platz finden:
Johann Wolfgang Goethe
Mignon
1. Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht‘ ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.
2. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht‘ ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.
3. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier such im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!
Autor: Dr. Dominik Große Holtforth