Bio-Orangen haben viele Vorteile gegenüber Orangen aus konventionellen Orangenanbau, der einige Schattenseiten aufweist. Auf dieser Seite finden Sie die wichtigsten Informationen rund um das Thema konventioneller vs. Bio-Orangen.

Bio-Orangen
Orange (Foto: Marcel Morel, Mallorca)

Der kommerzielle Orangenanbau

Orangenbäume sind die bedeutendsten Obstpflanzen, die weltweit kultiviert werden. Die Anbaufläche für Zitrusfrüchte beträgt insgesamt ca. sieben Millionen Hektar, produziert werden ca. 104 Millionen Tonnen Zitrusfrüchte. Den größten Teil machen davon mit 61 Prozent Orangen aus, gefolgt von Mandarinen mit 18 Prozent,  Zitronen und Limetten mit 11 Prozent und schließlich mit insgesamt 10 Prozent Grapefruits, Pomelos und andere.

Aufgrund der Biologie der Pflanzen erfolgt die Produktion überwiegend in den Suptropen, im so genannten Zitrusgürtel. Das ideale Anbaugebiet ist sehr sonnig und es friert nicht. Die größten Plantagen befinden sich weltweit in Florida, wo die Anbaumethoden soweit perfektioniert sind, dass die Böden in kritischen klimatischen Perioden sogar beheizt werden.

Das besondere an den Zitruspflanzen ist aber auf der anderen Seite, dass kühle Temperaturen positiv auf die Qualität der Früchte wirken. Daher wachsen die hochwertigsten Tafelorangen und Mandarinen vor allem im Mittelmeerraum. Die Produktion von Orangen für Orangensaft erfolgt dagegen vor allem in den Subtropen, führend ist Brasilien.

Junge Orangenbäume tragen zum ersten Mal nach drei bis fünf Jahren Früchte. Sie können insgesamt 25 bis 40 Jahre lang vollen Ertrag bringen, der z.B. in Brasilien aus 140 kg pro Baum besteht.

Am bedeutendsten für die Produktion sind Saftorangen, die zur Erreichung eines hohen Saftgehalts gezüchtet wurden. Saftorangen werden sieben bis zehn Monate nach der Blüte geerntet, eine zu frühe Ernte reduziert den Zuckergehalt und macht den Saft sauer. Die Maßeinheit für den natürlichen Zuckergehalt ist Grad Brix.

Orangenbäume und -plantagen können nicht maschinell geerntet werden. Daher erfolgt das Pflücken der Orangen manuell, ist also besonders arbeitsintensiv. Insbesondere in Brasilien sind die Bedingungen unter denen die Arbeit in den Plantagen erfolgt problematisch. 5/6 der Plantagen sind kleinbäuerliche Betriebe, denen wenige Handelsunternehmen gegenüber stehen, die aufgrund ihrer Marktmacht die Preise maßgeblich bestimmen können. Aufgrund der schlechten Ertragssituation für die Bauern sind auch Entlohnung und Arbeitsbedingungen in den Plantagen schlecht. Auch Kinderarbeit ist ein Problem, das durch fairen Handel reduziert werden kann.

Angebot und Nachfrage von Orangen

Die weltweit größten Anbauländer von Orangen sind Brasilien (18,3 Mio. Tonnen, 2004), die USA (11,7 Mio. Tonnen, 2004) und mit großem Abstand Mexiko (4 Mio. Tonnen, 2004). Führend im Konsum von Orangensaft ist Deutschland, gefolgt von Österreich, Finnland und Norwegen (Quelle: Transfair). Für den Deutschen Saftkonsum wird Orangensaftkonzentrat aus Brasilien importiert. Ganze Früchte kommen meist aus den Anbauländern der europäischen Union.

Anbau von Bio-Orangen

Beschäftigt man sich mit den Methoden des konventionellen Orangenanbaus, entdeckt man gute Gründe, sich mit dem Themen „Bio-Orangen“ und „Fairer Handel mit Orangen“ auseinanderzusetzen. Zu den Anbaubedingungen von Bio-Orangen habe ich einen sehr interessanten Beitrag aus der ProSieben-Reihe „Galileo“ gefunden, dessen wesentliche Inhalte ich im Folgenden zusammenfasse.

Um den Anbau von Bio-Orangen zu verstehen, ist zunächst wesentlich, wie der konventionelle Anbau funktioniert. Im konventionellen Anbau sind sowohl Dünger als auch Pflanzenschutz chemikalisch, d.h. dass durch diese Chemikalien die natürliche Situation der Pflanzen völlig beseitigt wird. Orangen, die die weltweit bedeutendste kommerzielle Obstsorte darstellen, werden durch Kunstdünger, Insektizide und Pestizide zu einer ökologisch sehr problematischen Kulturpflanze.

Im konventionellen, also „nicht-Bio“-Anbau werden die Plantagen mittels Insektiziden und Pestiziden von allen natürlichen Elemente wie Insekten oder dem Wuchs von wilden Kräutern befreit. Das Ergebnis ist zunächst beeindruckend, da die Pflanzen aufgrund fehlender Schädlinge wie Insekten oder Pilzen gleichmäßig dunkelgrüne Blätter haben und somit vitaler und gesünder wirken. Auch die Früchte wirken gesünder.

Dieses Bild ist allerdings trügerisch, da die Verbesserung des äußeren Zustands der Pflanzen und Früchte mit einer Vergiftung des Lebensraums und der Pflanzen- und Fruchtbestandteile erkauft wird. So befinden sich in den Früchten aus konventionellem Anbau erhebliche Pestizidrückstände, vor allem in den Schalen von Zitrusfrüchten. Auch bei der Reife und für den Transport der Früchte werden Chemikalien eingesetzt. Orangen reifen bei kühleren Temperaturen. In konventionellen Betrieben wird zur Beschleunigung der Reifung Ethylen eingesetzt. Da die Insektizidbehandlung der Plantage nahezu alle Insekten tötet, werden die Pflanzen weiter hormonell behandelt, um die Befruchtung zu begünstigen.

Insgesamt werden die Pflanzen durch die chemischen Präparate geschwächt. Eine Pflanze, die sich an Kunstdünger gewöhnt, verhält sich wie ein Drogenabhängiger: Sie ist nur noch eingeschränkt in der Lage, ihre vitalen Funktionen ohne die „Droge“ Kunstdünger aufrecht zu halten. Aber auch die Früchte, die aus dem konventionellen Anbau in den Handel kommen, sind aus der ökologisch-gesundheitlichen Perspektive bedenklich. Für den Transport der Früchte werden pilztötende Mittel bzw. Wachse eingesetzt, die vor allem die Fruchtschale stark belasten. Zur Schalenbehandlung von Zitrusfrüchten sind die Konservierungsmittel Diphenyl (E230),  Orthophenylphenol (E231), Natriumorthophenylphenol (E232) und Thiabendazol (E233) gebräuchlich. Sie töten Pilze ab und werden sowohl als Fungizid vor der Ernte, als auch als Konservierungsmittel für die Schale nach der Ernte eingesetzt. Thiabendazol beispielsweise führt bei hohen Dosen zu Erbrechen und Schwindelgefühl, andere Pestizidrückstände können Kopfschmerzen und chronische Schleimhauterkrankungen bewirken. Bei Orangen aus konventionellem Anbau, aber auch bei anderen konventionell angebauten Zitrusfrüchten müssen unbedingt die Hände nach dem Schälen der Früchte gewaschen werden.

Es gibt also viele gute Gründe, eine ökologische Variante des Orangenanbaus und -kaufs zu probieren. Beim Anbau von Bio-Orangen, der in Europa sehr genau kontrolliert wird, kommt es darauf an, auf Insektizide, Pestizide und Kunstdünger zu verzichten. Daher wird für die Düngung ein organischer Dünger bestehend aus Federn, Haut- und gemahlene Knochenteilen verwendet. Auch eine Düngung mit Mist wird zu Beginn der Vegetationsperiode, also bevor die Früchte gebildet werden, durchgeführt.

Da der Einsatz von Insektiziden und Pestiziden verboten ist, kann man im biologischen Anbau von Bio-Orangen für die Bekämpfung von Schädlingen nur mechanische Methoden einsetzen. So wird z.B. in italienischen Bio-Orangen-Plantagen eine mechanische Falle eingesetzt, um die mediterrane Fruchtfliege als Schädling zu reduzieren. Um die Fruchtfliege in die Falle zu locken, werden Plastikflaschen mit Fischkadavern aufgehängt, in die die Fliegen zwar hinein- aber nicht mehr herauskommen. Somit kann ein Teil der Fruchtfliegen unschädlich gemacht werden.

Natürlich ist der Bio-Anbau aufwändiger als die konventionelle Produktion. Insgesamt sind Bio-Orangen in der Herstellung um 30 % teurer als eine aus konventionellen Beständen. Dennoch können Bio-Importeure am Markt bestehen, da viele Menschen die Probleme des konventionellen Südfrüchteanbaus erkannt haben und ihnen Bio-Qualität etwas wert ist.

Literatur:

TransFair: Unterrichtseinheit Orangensaft, 2. Auflage 2003

Autor: Dr. Dominik Große Holtforth

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